Diese Wochen haben mich schon zwei Personen aufgefordert, verwundbarer zu sein. Aber warum in aller Welt sollte ich das tun? Verletzt zu werden ist doch genau das, was man vermeiden möchte!
Wenn mir andere raten, etwas an mir zu ändern, neige ich dazu mich angegriffen zu fühlen. Wenn es von Personen kommt, die mir in meinem Leben wichtig sind, sogar noch mehr. Selbst wenn ich innerlich zugeben muss, dass die Wahrheit gesprochen wurde, bin ich zu stur meine Schwächen zu bekennen und dies zuzugeben.
Es ist unser Kopf der uns sagt: „Wenn ich perfekt aussehe, ein perfektes Leben führe, immer perfekt funktioniere kann ich Kritik, Tadel und Spott vermeiden.“ Perfektionismus ist nichts anderes als eine Art Rüstung, mit der wir uns vor Beurteilungen schützen wollen.
Jedoch fällt mir auf, dass die Personen, die mich am meisten inspirieren, Personen sind die ihre Unvollkommenheit und Emotionen frei teilen, in diesen Fällen anders reagieren und offen zu sich stehen. Ich finde das sowohl tapfer und mutig, aber es ist auch ungewohnt für mich. Diese Menschen sind verwundbar. Und vielleicht fühlen wir uns von genau diesen Personen angezogen. Sie zeigen, was wir meistens versuchen zu verstecken.
Die Empfehlung, verletzlicher zu sein, begann nun also mehr Sinn zu machen. Ich wurde mir meiner Unsicherheit und meinem Schutzschild bewusster.
Meiner Reise verwundbarer zu sein hat mich folgendes gelehrt:
- Niemand mag perfekte Menschen. Sie sind langweilig.
- Perfektionismus ist Zeitverschwendung. Man kann viel produktiver im Leben sein, wenn man nicht immer versucht, Kritik, Tadel und Spott aus dem Weg zu gehen.
- Emotionen zu teilen, fühlt sich extrem befreiend an. Wenn Emotionen laut ausgesprochen wurden, sind sie meistens fast schon lächerlich pingelig.
- Man fühlt sich ausgeglichener und im Frieden mit sich selber.
- Du wirst erfahren wie es sich anfühlt, sich selber zu akzeptieren und zu lieben.
- Habe ich schon erwähnt, dass perfekte Menschen langweilig sind?
Perfektionismus zeigt sich in vielen Bereichen unseres Lebens, in einigen mehr als in anderen. Jedoch sollten wir wahrnehmen, wie sehr es unser Leben kontrolliert. Perfektionismus mag manchmal vorteilhaft sein, schränkt aber viel zu oft ein. Der erste Schritt ist sich darüber bewusst zu werden, erst dann kann man eine gesunde Balance finden.
Ich merke wie mein Schutzschild schrumpft und es fühlt sich toll an. Wie groß ist dein Schutzschild?